Selfies, Urlaubsfotos und jede Menge gute Laune. Die heile Welt in Social Media verklärt den Blick auf die analoge Wirklichkeit.
Wenn heil nicht gleich heil ist.
Ich nehme mich in sozialen Netzwerken nicht aus – und produziere zu 99% positive Meldungen. Mein Weltbild ist positiv und ich möchte genau dies in die Welt tragen. Gerade im letzten Jahr ist mir dies anscheinend sehr häufig gelungen. Jedenfalls bestätigt das mir entgegen gebrachte Feedback diese Vermutung.
Meckern? Nicht mit mir. Clickbaiting? Erst recht nicht! Ich verabscheue Postings wie z.B. „Was für ein Scheißtag.“ oder „Muss das sein?!“ oder „Jippieh, freut Euch einfach mit mir!“ wie der Teufel das Weihwasser. Der Information Overkill macht mich zuweilen müde, und das, obwohl ich die sozialen Netzwerke wirklich liebe. Ist schließlich auch Arbeit für mich.
Als ich vor ein paar Wochen meinen Artikel zu einem (potenziellen) Kundentelefonat veröffentlichte erahnte ich nicht, welche Wellen das schlägt. Ja, ich habe «Nein.» gesagt. Eine ganz bewusste Grenze zu ziehen, ist mir wichtiger denn je. Aus reinem Selbstschutz.
Der Weg des geringsten Widerstands ist nicht meiner. Gut, es ist schön einfach, es vielen durch unkonkrete oder ungefährliche Aussagen recht zu machen. Man eckt halt weniger an. Schließlich sagt man das „uns Beratern“ auch nach. Sei’s drum, sei’s drum.
Insbesondere im letzten Jahr fiel mir mehr und mehr auf, dass die heile Welt in Social Media für mich aus den Fugen gerät. Was war passiert?
Persönliches preisgeben.
Wie gesagt, ich mag die Kundgabe von Persönlichkeit. Schließlich entscheidet der Nasenfaktor, ob wir uns verstehen, auf einer Wellenlänge sind, uns riechen können, uns mögen – nennen Sie es, wie sie möchten. Das, was wir von anderen sehen, nehmen wir an.
Ich erntete im letzten Jahr sehr viel Anerkennung für meine Ausdauer in Sachen Laufen. Scheint so, als würde mein Umfeld mich auch – in Teilen auch zu Recht! – darauf reduzieren. Habe ich doch auch für mich gefühlt einen starken Fokus auf Sport, Ausdauer und den Halbmarathon gelegt. Ganz sichtbar auch in erheblicher Volumens- und Gewichtsreduktion. Schneller als geplant musste ich ein Business-Shooting in mein Budget einkalkulieren.
Was hinter all meinen Erfolgen als Sportler jedoch auf der Strecke blieb:
- Nein sagen.
- Der Blick hinter die Fassade.
- Dass nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen ist.
Der Himmel voller Geigen?
Mitnichten. Ich habe hart gekämpft. Mit mir. Gegen viele Widrigkeiten. Sei es der Auf- und Ausbau meiner geliebten kumulus Beratung. Mit Menschen, die mir bewusst oder unbewusst viel Kraft geraubt haben.
Bei meinen Vorträgen und Workshops halte ich immer ein Plädoyer für → „Persönlich, nicht privat!“. Ein Mensch ist für mich rund, wenn er oder sie Ecken und Kanten hat. Für mich habe ich diesen Maßstab zuletzt zunehmend nicht angesetzt.
Was ich möchte.
Ich möchte
- auch mal Fünfe gerade sein lassen können.
- mal nix machen müssen.
- meine 12 Wochen geplanten Urlaub nehmen und genießen (und die Bemerkungen der Umwelt dazu als Anerkennung verbuchen).
- keine Werbung im Sinne von „So geht das garantiert mit 10.000 Euro pro Tag.“
- klare Stellung beziehen zu unangenehmen Themen im Netz, auch wenn ich mir dadurch keine Freunde mache.
Meine heile Welt in Social Media bleibt nur so lange heile, wie ich daran nicht kaputt gehe. Wenn ich nur noch glückliche Menschen sehe, was die alles so schaffen. Mich verleitet diese Vergleicheritis nämlich ganz automatisch zu einem Verhalten, dass ich intuitiv mit eigenen Erfolgen dagegen zu halten versuche.
Bleibt für mich in der Rückschau auf die vergangenen Monate die Frage, ob es nicht ein bisschen weniger Party, sondern auch mal mehr kritische Denkanstöße und Beiträge geben darf. Die Herzensthemen, die mich umtreiben, werden weiterhin dargestellt.
Einer meiner Ansätze ist mein → Inspiprojekt #mondaymotivation drüben bei Instagram. Positive Impulse, eine persönliche Geschichte, aber eben auch ein kritischer Blick auf das, was da um mich herum passiert. Jede Woche Montag zum Wochenstart ein Wolkenbild mit einem Sinnspruch.
Gesunde Grüße,
Ihr Christoph Ziegler
Offline-Business online beleben.
(Bildquelle: eigenes Material)