Der persönliche Projekteffekt.
Nina Stern aus Düsseldorf und Christoph Ziegler unterhalten sich über Kreativität für Social Media.
Gegenseitiges Kopfkino.
Christoph Ziegler: Nina traf ich vor langer Zeit im Freundeskreis und schnell stellte sich heraus: Wir passen zusammen, menschlich und beruflich. Daraus ist eine enge Beziehung mit gegenseitigem Input entstanden. Wofür?
Nina Stern: …für gegenseitiges Kopfkino. Du hast Recht, die Treffen mit Dir sind immer ordentlich kreativ. Auch ich als Kreative brauche einen Kreativen. Kaum zu glauben, aber wahr.
Christoph: Was machst Du denn eigentlich beruflich? Schließlich sollen die Leser auch wissen, worüber wir sprechen…
Nina: Als gelernte Verlagskauffrau bemerkte ich plötzlich – also nach 15 Jahren –, dass es für mich bei der Arbeit gar keinen Projekteffekt gibt. Was das ist? Das ist das Gefühl, das sich einstellt, wenn Du eine Baustelle abgeschlossen hast. Also die Motivation und Freude nach einem erfolgreichen Projekt.
Mit dieser Idee habe ich meine Werkstatt in Benrath gegründet. In Workshops für Gießen mit Schnellbeton, Pinnwände, Notizbücher, Kosmetik ist bei mir alles „Do it yourself“.
Selbstverständlich sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Weder bei mir, noch bei meinen natürlich überwiegend weiblichen Kunden.
Christoph: Jawoll, Deine Workshops machen wirklich Laune! Davon habe ich mich überzeugt. Selbst ich als nicht sonderlich handwerklich Begabter habe bei Dir auch für mich sehr zufriedenstellende Dinge hergestellt. Und durch Deine Herangehensweise buche ich Dich ja auch regelmäßig für kreativen Input für meine Giveaways. Was ist denn Dein Antrieb dabei?
Nina: Nun, wie gesagt. Auch ich schätze Deine kreative Ader, die mich ebenso inspiriert. Aber erst einmal zu Dir. Einen kreativen Counterpart zu haben, bei dem meine Ideen auf fruchtbaren Boden stoßen, ist äußerst wertvoll. Das erweitert meinen Horizont für wiederum meine Produkte.
Es ist schön, dass wir bei unseren – nenne es ruhig Brainstormings – Treffen einfach Neues entwickeln. Mich motiviert das einfach auch für meine Arbeit.
Pflicht und Kür
Ich weiß von Dir, dass Du ein Frühaufsteher bist. Welches soziale Netzwerk checkst Du morgens als erstes? Welches ist Pflicht und welches ist die Kür?
Christoph: Meine Kreativität wird angeschoben durch Instagram. Kaum bin ich auf den Beinen, öffne ich auf meinem Smartphone Instagram. Bilder liebe ich. Sie sorgen bei mir für Kopfkino und neue Ideen. Ich finde Details, Natur und besondere Perspektiven mega ansprechend. Deswegen ist Instagram meine allerliebste Plattform.
Deine Frage nach der Pflicht und der Kür kann ich überhaupt nicht eindeutig beantworten. Es kommt wie so häufig darauf an. Auf Dich, Deine Kunden, Deine Zielgruppe(n) und auf Deinen Geschmack.
So, wie jeder Mensch anders tickt, ticken auch Unternehmer und Unternehmer unterschiedlich. Das gilt es für mich, bei jeder Beratung zu analysieren. Um darauf hin auch eine individuelle Strategie für Social Media zu entwickeln. Mit einzigartigen Inhalten. Sie müssen einfach passen.
Das ist bei Dir ja nicht anders. Oder?
Nina: Stimmt. Meine Workshops wiederholen sich zwar, aber jedes Mal kommt etwas anderes dabei heraus. Ich bin immer wieder überrascht, das kannst Du mir glauben. Im Prinzip bekomme ich Steilvorlagen für meine Inhalte für Facebook. Zum Beispiel.
Ja, und ich weiß, ich könnte viel öfter posten. Nur irgendwie fehlt mir vor lauter Kreativität die Zeit dazu.
Christoph: Das ist total in Ordnung, so wie es ist. Denn Deine Sichtbarkeit entspricht Deinem Naturell. So einfach ist das. Schließlich sollte es auch zu Deinem Gefühl passen, wie viel Du wann und in mit welcher Taktung veröffentlichst. Hast Du eine Lieblingstageszeit, bezogen auf deinen Berufsalltag?
Alles zu seiner Zeit.
Nina: Klare Sache: Ich laufe ab nachmittags zu Hochform auf. Morgens kann ich in Ruhe meine Sachen erledigen. Abends sind dann die Workshops dran. Und da bleibt dann häufig nicht mehr die Zeit zum Posten. Denn ich plane und terminiere einfach nicht so gerne im Voraus. Jedenfalls nicht digital.
Ich habe vor Kurzem die Ergebnisse einer Trendstudie zu Jahrtausendbeginn gelesen, die besagten, dass Internet werde sich nicht durchsetzen. Was glaubst Du: Wohin werden sich insbesondere soziale Netzwerke in den nächsten Jahren entwickeln?
Christoph: Ja, die sind mir auch untergekommen – und ich habe sehr geschmunzelt. Nicht, dass ich visionäre Aussagen treffen konnte. Mir war früh klar, dass sich das Netz dynamisch entwickeln und lebensnotwendig wird.
Digitale Kommunikation – und nichts anderes ist das Internet für mich – wird sich künftig verstärkt in Richtung Bild und Video entwickeln. Denn wir werden einfach faul. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte, verknüpft mit einem kurzen Text – noch besser. Videos starten vielerorts von alleine – und sprechen viele Sinne an.
Nina: Und wie würdest Du Dir ihre Entwicklung wünschen? Unabhängig davon, was Du glaubst, was passiert?
Christoph: Ich wünsche mir mehr Gelassenheit. Mir geht es ähnlich wie vielen, dass der mediale Input mich unter Druck setzt. Dadurch bin ich einfach gezwungen, mir ganz bewusst Auszeiten zu nehmen. Diese kommuniziere ich. Irgendwie jedenfalls. In Form von digitalen Auszeiten. Mit – aus anderer Sicht vielleicht – verzögerten Antworten.
Für mich fungieren Messenger-Nachrichten oder Fragen in sozialen Netzwerken wie Mails. Um eine qualifizierte Antwort geben zu können, brauche ich einfach Zeit. Ich sehe Vieles sofort, weil es hier piept und dort brummt. Der Organisation der Arbeit kommt eine zunehmend größere Bedeutung zu. Natürlich betreffen auch mich die Buzzwords Digitalisierung und Automatisierung. Das wird von Kunden mehr und mehr an mich herangetragen.
Administration versus Kreativität
Die ganze Administration schränkt mich nicht ein, denn ich reserviere mir kreative Zeitfenster. Untergebracht als Termine in meinem Kalender. Ein- bis zweimal pro Woche sollte das schon sein.
Gibt es denn etwas, was Dich (hoffentlich selten) in Deinem Job diesbezüglich richtig ärgert, aber was sich nicht ändern lässt?
Nina: Mir scheint es dort wie Dir zu gehen. Vielfältige Anforderungen, die Zeit benötigen und deren zeitlicher Aufwand nicht so gut einschätzen lässt, zerren an meinem Nervenkostüm. Gut, dass das bei mir nicht so viel ist – und ich locker meine fröhlichen Abende in der Werkstatt über die Bühne bringe.
Das macht mich einfach glücklich. Das Beste und zugleich Wichtigste ist doch, Spaß und Freude an der Arbeit zu haben. Ich kann mich einfach ausleben.
Christoph: Ein gutes Schlusswort. Dankeschön für Deine Fragen. Ich freue mich auf unser nächstes Treffen mit Essen vom Chinamann um die Ecke und passenden Glückskeksen. Bis bald!
(Bildquelle: eigenes Material)